Moralische Verantwortung und affektive Phänomene
Dissertationsprojekt von Cécile Rosat
Das Projekt untersucht die Überschneidung von moralischer Verantwortung und affektiven Phänomenen, indem es folgenden Fragen nachgeht: Sie wir für unsere Gefühle verantwortlich? Gibt es eine Verantwortung simpliciter, die sich von Strawsons reaktiven Einstellungen, wie Schuldzuschreibung, Abneigung oder Scham unterscheidet? Und wenn, welcher Art ist diese Verantwortung? Ein Gefühl? Eine Disposition? Abschliessend, können Affekte primär das Selbst konstituieren, welches wir in Verantwortung nehmen? Genauer gesagt: Diese Untersuchung befasst sich mit der Rolle, die affektive Phänomene in notwendiger und hinreichender Weise in der Zuschreibung von Verantwortung spielen.
Die Überschneidung von Theorien moralischer Verantwortlichkeit und metaethischen Theorien berücksichtigend, untersucht das Projekt moralische Verantwortung systematisch von verschieden sentimentalistischen Theorien aus. Von Fragen zweiter Ordnung aus, befasst sich die Metaethik mit moralischen Konzepten wie dem Guten, der Schuld oder was es heisst, jemanden etwas zu schulden. Sentimentalistische Theorien gehen dabei davon aus, dass der affektive Zustand dabei eine evaluierende Funktion hat. Eine einfache Form des Sentimentalismus zum Beispiel behauptet, dass eine Person P genau dann bewundernswert ist, wenn ein bewertendes Subjekt S diese bewundernswert findet. Eine idealistische Theorie hingegen behauptet, dass dies nur der Fall ist, wenn dieses Gefühl in einem idealen Beobachter hervorgebracht wird. Eine reduktionistische neo-sentimentalistische Position argumentiert, das P genau dann bewundernswert ist, wenn dieser Affekt in passender Weise hervorgebracht wird, während eine nicht-reduktionistische Theorie zusätzlich annimmt, dass P ebenfalls bewundernswert sein muss.
In Bezug auf Verantwortlichkeit scheint die reduktionistische neo-sentimentalistische Theorie vorherrschend zu sein. Diesem konstruktivistischen oder subjektivistischem Ansatz nach, ist P genau dann verantwortlich, wenn P verantwortlich gemacht wird. Verantwortlich zu sein, wird damit auf soziale Praxen und reaktive Einstellungen reduziert. Obwohl dieser Ansatz dominant und überzeugend ist, ist es eine Aufgabe dieses Projekts, die Möglichkeit einer Theorie moralischer Verantwortlichkeit in nicht-reduktionistischen bzw. idealistischen Begriffen zu versuchen.